Die tollen Knollen
Heek-Nienborg - Eine Schülerin aus der Klasse 2 b stürmt aus der Fünf-Minuten-Pause in den Klassenraum: „Können wir jetzt endlich weitermachen?“ Offenbar ist der Unterricht im Moment so interessant, dass sogar die Pause zu lang wird. Auch die Mitschüler sind mit Feuereifer bei der Sache, füllen Blumenerde in Töpfe und streuen Samen von Kresse, Radieschen und Salat ein.
Landfrau Annette Homölle schlüpft für fünf Doppelstunden in die Rolle der Lehrerin. „Woher kommt unser Essen?“ heißt das Projekt des Westfälisch-Lippischen Land-Frauenverbands, für das sie sich in der Bischof-Martin-Schule engagiert. Den Vorlieben der Schüler für Pizza, Pommes und Co. möchten die Landfrauen etwas entgegensetzen, die Kinder dafür sensibilisieren, woraus Lebensmittel gemacht werden und wo sie herkommen.
In der Klasse 2 b ist sie damit auf viel Vorwissen und kaum Vorbehalte gestoßen. „Bei jedem Kind gibt es zu Hause einen Garten, viele Großeltern haben einen Gemüsegarten, und eine Reihe der Kinder kommt sogar vom Bauernhof“, erzählt Klassenlehrerin Christine Spiegels. Sie ist während des Projekts natürlich auch in der Klasse, unterstützt Homölle und steht ihren Schülern mal helfend, mal korrigierend zu Seite.
Die haben am Morgen schon eine Möhre geknabbert und viel über die Kartoffel gelernt. Wo die Knolle wächst, in welcher Farbe sie blüht und wann das leckere Gemüse geerntet wird. Annette Homölle hat sogar eine Saatkartoffel in einen Blumentopf gepflanzt. Die steht nun auf der Fensterbank und wird von den Kindern gehegt und gepflegt.
Berührungsängste haben die Zweitklässler nicht. Beherzt krempeln sie die Ärmel hoch, füllen Erde aus Eimern mit kleinen Schaufeln oder den Händen in die Töpfe und stellen sich brav an, um ihre Sämereien anschließend zu begießen. Auch das Aufräumen gehört ganz selbstverständlich zum Projekt. Dabei haben die Kinder sogar die Mülltrennung im Griff. Christine Spiegels ist ganz angetan von ihrer Klasse ,und für Annette Homölle findet sie lobende Worte: „Sie macht das richtig gut.“
Tatsächlich ist die Begeisterung der Landfrau offensichtlich. Die Meisterin der Hauswirtschaft hat extra einen zusätzlichen Lehrgang absolviert, um solche Projekte mit Schulklassen durchführen zu können. Anfangs sei sie schon ein bisschen nervös gewesen, gibt sie zu. Aber dann war sie von den Kindern in der 2 b ganz angetan. „Ich liebe Kinder“, sagt die vierfache Mutter strahlend.
Nachdem alle Kinder ihre Sämereien in schwarzen Töpfen versorgt haben, bekommen sie noch einen gelben Topf. In den pflanzen sie einen Sonnenblumenkern. Die Blume dürfen sie später mit nach Hause nehmen. Sie soll sie an das Projekt erinnern, auch wenn Annette Homölle nicht mehr in den Unterricht kommt.
Quelle: Artikel in den Westfälischen Nachrichten, 18.03.2011